Zierenbergs Jugend zwischen Geschichte und Zukunft

Rathaus verwandelt sich zur Juniorwahl schon vorab in ein Wahllokal

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Zierenberg – Hessens ältestes noch erhaltenes Fachwerk-Rathaus, historische Mauern, und dazwischen ein Schwarm energiegeladener Schüler der Elisabeth-Selbert-Schule (ESS). Bürgermeister Rüdiger Germeroth hat seine heiligen Hallen am Donnerstag gern für die jungen Gäste geöffnet, geht es doch um das Projekt Juniorwahl, welches seit 1999 bundesweit junge Menschen dazu einlädt, Demokratie hautnah zu erleben. Mit bislang über 5,5 Millionen Teilnehmern steht das Projekt für politische Aufklärung und Erweckung des Interesses an gesellschaftlichem Engagement. Es soll jungen Menschen zeigen, dass ihre Stimme zählt und dass Demokratie von Teilhabe lebt.

Im Eingangsbereich des alten Gemäuers weht ein Hauch von politischer Leidenschaft. Überall flüstern Gruppen, debattieren über die Wahlkreiskandidaten. „Ulloth oder Göttlicher?“, fragt ein Schüler seinen Freund, während ein anderer eine hitzige Diskussion über die Vorzüge der AFD-Kandidatin Sibylle Johst führt. Sie kennen sich aus, da haben die Politiklehrer der ESS ganze Arbeit geleistet. Nicht genug damit, dass die Jugendlichen im Unterricht auf den Wahltag vorbereitet wurden, nein – sie stürzten sich regelrecht ins politische Abenteuer. Ein Highlight: der spannende „Actionbound“ im Jugendhaus, bei dem die Schüler, bewaffnet mit Tablets, wie digitale Schatzsucher von Station zu Station zogen. Mit jeder gelösten Aufgabe wuchs nicht nur das Punktekonto, sondern auch das Wissen über die Landtagswahl. Und als zusätzlicher Ansporn winkte für die zwei besten Klassen eine Reise in die Landeshauptstadt Wiesbaden. Von wegen Politik ist trocken – an der ESS wird sie lebendig und spannend vermittelt.

Die Ergebnisse des Tages sprechen dann für sich: 206 der 228 wahlberechtigten Schüler geben ihre Stimme ab. Oliver Ulloth von der SPD erlangt 34,5 % der Stimmen, dicht gefolgt von Hans Christian Göttlicher von der CDU mit 33,5 % und Sibylle Johst von der AFD mit 17,3 %. Die Landesstimmen zeigen eine Präferenz für die CDU mit 33 %, während die SPD 25,9 % erreicht, die AFD 20,3 %. Es ist ein Ergebnis, das ein bleibendes Echo hinterlässt. Denn eines ist klar: Die Stimmen der Elisabeth-Selbert-Schüler mögen heute nur symbolisch sein, aber in wenigen Jahren werden sie das politische Geschehen Hessens maßgeblich beeinflussen. Ein Vorgeschmack auf die Zukunft, der garantiert in der Nachbereitung im Unterricht noch hitzig diskutiert wird.

Die Ergebnisse der Juniorwahl in Hessen können über den folgenden Link abgerufen werden: https://www.juniorwahl.de/hessen-2023.html