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Zierenberg bekommt zur Pogromnacht Besuch aus England und Israel

Eine außergewöhnliche Gedenkfeier zur Pogromnacht findet am Donnerstag statt: Die Nachkommen der ältesten und größten jüdischen Familie aus Zierenberg werden erstmals in die Stadt kommen. Dorothy Sadlik aus England und Susan Olsburgh aus Israel, die Enkeltöchter des angesehenen jüdischen Schneiders Jacob Moritz Schartenberg, gehen gemeinsam mit ihren Ehemännern in der Heimat ihrer Vorfahren auf Spurensuche. Schüler der Elisabeth-Selbert Schule hatten die Biografie der Familie recherchiert und die Arbeitsgemeinschaft Erinnerungskultur Zierenberg spürte schließlich die Nachkommen der Familie Schartenberg auf.
„Die Töchter haben sich sehr über die Kontaktaufnahme gefreut“, berichtet AG-Sprecher Wilfried Wicke. „Es bewegt uns sehr, dass die Frauen erstmals die Heimatstadt ihrer Vorfahren besuchen“. Schon im vergangenen Jahr waren vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie in der Poststraße vier Stolpersteine verlegt worden. Jacobs Sohn, Walter Schartenberg, konnte mit seiner Familie 1938 Nazideutschland noch rechtzeitig gen England verlassen. Quasi auf die letzte Minute, einige Tage vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges, holte er seinen Vater und seine Mutter nach Newcastle nach.
80 Jahre nach der Pogromnacht ist in Zierenberg ein ganztägiges Programm vorgesehen. So besuchen die beiden Frauen den jüdischen Friedhof und das ehemalige Haus der Familie. Einen Austausch mit Schülern wird es in der Elisabeth-Selbert-Schule geben und es ist ein Empfang im Rathaus vorgesehen. Am Donnerstagabend, 8. November, findet die ökumenische Gedenkfeier statt, die Sadlik und Olsburgh mitgestalten. Am Abend ist ein Konzert geplant.
Am selben Tag wird auch die AG Erinnerungskultur ihre neue Broschüre „Jüdisches Leben in Zierenberg bis 1938“ vorstellen.

Hintergrund: Gedenken an die Progrome
Das Gedenken an die Pogrome 1938 finden in Zierenberg am Donnerstag, 8. November, statt. Gegen 11 Uhr werden Dorothy Sadlik und Susan Olsburgh von der Arbeitsgemeinschaft Erinnerungskultur vom Bahnhof abgeholt. Danach geht es auf den jüdischen Friedhof und zum ehemaligen Haus der Familie in der Poststraße. Es schließt sich ein Besuch in der Zierenberger Elisabth-Selbert-Schule an. Am Nachmittag sind ein Stadtrundgang und ein Empfang im Rathaus geplant.
Die Gedenkstunde zur Pogromnacht beginnt um 18 Uhr am Ort der ehemaligen Synagoge. Gestaltet wird diese Veranstaltung mit deutschen und hebräischen Inhalten von der Stadt Zierenberg und den beiden Kirchen. Der Gedenktag in Zierenberg endet mit einem Konzert des Duos CHA-LI-RO aus Kassel ab 19.30 Uhr in der evangelischen Stadtkirche. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.